„ … Grundsätzlich übersteigt ein Dehnen der Zeit natürlich die Möglichkeiten des Mediums, schließlich läuft die Zeit recht unbeirrt in nur eine Richtung voran. In der Serie „Time Modelling I“ scheint es dennoch zu geschehen. Hubertus Hamm fotografiert für die Werke dieser Serie mit einem speziell angefertigten Objektiv. Das Licht wird damit nicht mehr durch eine optische Linse gebündelt, sondern – ein Rückgriff auf die Geburt der Fotografie – durch ein Loch. Dieses Lochbildobjektiv nutzt Hamm zur Abstraktion des Motivs. Bildschärfe und perspektivische Tiefe sind mit dieser fotografischen Anordnung nicht zu erreichen, was Hamms Intention sehr entgegenkommt. Die pure Lichtspur eines Moments bildet sich als wolkige, farbige Struktur ab. Der sekundengenaue Zeitpunkt, der gestaltende Moment der Aufnahme wird von Hamm dokumentiert, das Bild später auf Fotopapier ausbelichtet. Das Material aber ist hier wiederum mehr als nur der Träger des Bildes. In großen Wellen und Faltungen legt sich die hochglänzende Oberfläche in tiefen Objektrahmen zu einem neuen Werk. Das fotografische Bild wird zum Relief. Mit der skulpturalen Dimension wird möglich, was in der Fotografie allein nicht lösbar ist. Der Moment der Entstehung des Bildes wird gedehnt – ins Jetzt hinein. Schatten und Höhenlichter spielen über die Oberfläche der Fotografie, überlagern sie und verbinden sich mit ihr. …“
Benjamin Tillig
Auszug aus dem Buch „Dimensioning Photography“