Im Japanischen sind Haiku Gedichte, die in unglaublicher Verkürzung und Verdichtung eine universale Gegenwärtigkeit einfangen, die in ihrer höchsten Vollendung bis auf den Grund unserer Existenz reichen kann. Ohne Frage sind Bäume eine der ältesten und wesentlichsten Angelegenheiten, mit denen sich Menschen seit Anbeginn ihrer Existenz befasst haben. Kein Leben auf dieser Erde, in dem Bäume nicht wesentlich sind.
Träfe also der Titel Haiku hier tatsächlich ins Gegenwärtige, so müsste eine fotografische Arbeit aus Ablichtung ein Gedicht werden lassen, vergleichbar der aus Worten treffenden Universalität, den Baum quasi ins Überbaumhafte transformieren, um ihn als Gedichtraum aufscheinen zu lassen. Hamm nimmt für dieses Unterfangen, die Dreidimensionalität zu Hilfe, in die er die Ablichtung, das Zweidimensionale hineinformt, gewinnt so die Mittel der Verdichtung, der Komposition und Vergegenwärtigung, in dem der Baum im Spiel der Dimensionen noch baumhafter und darin fast ewig wird: eingefangene Gegenwart.
Thomas Heiber